Inhaltsverzeichnis:
-
-
Aneurysma ascendens und Sport: Das sollten Sie wissen!
Ein Aneurysma der Aorta ascendens ist eine krankhafte Erweiterung der aufsteigenden Hauptschlagader, die das Herz verlässt und Blut in den Körperkreislauf transportiert. Diese Ausweitung in Form eines Aneurysmas entsteht, wenn die Gefäßwand an Elastizität verliert und dem inneren Druck zunehmend nachgibt. In vielen Fällen bleibt ein Aneurysma zunächst symptomlos. Dennoch besteht die ernsthafte Gefahr, dass es zu einer Aortendissektion oder sogar zu einem vollständigen Riss (Ruptur) kommt – insbesondere, wenn die Gefäßbelastung durch körperliche Anstrengung zu groß wird. Daher spielt das Thema „Sport“ eine zentrale Rolle im Umgang mit einem Aneurysma ascendens und dem Leben damit.
Ein Aortenektasie, also eine noch leichte Erweiterung, wird bereits ab einem Durchmesser von über 3,6 Zentimetern diagnostiziert. Von einem Aneurysma sprechen Fachärzte, wenn ein Durchmesser von 4,0 Zentimetern vorliegt Beide Veränderungen erfordern eine sorgfältige Überwachung, wobei die jeweilige Ausprägung die zulässige körperliche Aktivität maßgeblich beeinflusst.
Sportarten, die bei einem Aneurysma ascendens zu vermeiden sind
Nicht jede Form von Bewegung ist bei einem bestehenden Aneurysma unbedenklich. Sportarten, die starke Druckspitzen im Kreislaufsystem hervorrufen oder plötzliche, ruckartige Bewegungen erfordern, – wie zum Beispiel Sprinttraining – bergen ein erhebliches Risiko für Komplikationen. Insbesondere isometrisches Krafttraining wie schweres Gewichtheben oder intensives Bodybuilding ist nicht zu empfehlen. Beim Heben schwerer Lasten kann der systolische Blutdruck kurzfristig auf Werte von bis zu 300 mmHg steigen, was die Aortenwand zusätzlich belastet und das Risiko einer Dissektion deutlich erhöht.
Auch Sportarten mit abrupten Rotationsbewegungen oder Kollisionsrisiko wie Fußball, Basketball, Skifahren oder Tennis sollten mit einer Aortenektasie oder einem Aneurysma gemieden werden. Bei diesen Aktivitäten wirken plötzlich hohe Kräfte auf den Brustkorb, die eine bereits vorgeschädigte Aortenwand weiter destabilisieren könnten. Für Wettkampfsportler gelten noch strengere Regeln: Hier ist die Teilnahme an intensiven Wettkämpfen bei bekanntem Aneurysma in der Regel kontraindiziert, besonders wenn eine genetische Prädisposition wie das Marfan-Syndrom oder eine bikuspide Aortenklappe vorliegt.
Empfohlene Sportarten und sinnvolle körperliche Aktivität
Trotz der Gefahren sollten Patientinnen und Patienten mit einem Aneurysma keineswegs vollständig auf Bewegung verzichten. Im Gegenteil: Regelmäßige körperliche Aktivität im moderaten Bereich kann helfen, den Blutdruck zu senken, das Herz-Kreislauf-System zu stärken und so das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen. Empfehlenswert sind vor allem dynamische, aerobe Sportarten, bei denen Herzfrequenz und Blutdruck nicht übermäßig ansteigen.
Spazierengehen, leichtes Radfahren auf ebenen Strecken, Schwimmen im gemütlichen Tempo und Nordic Walking sind gute Optionen. Auch langsames Joggen oder lockeres Wandern können unter ärztlicher Aufsicht in Betracht gezogen werden. Entscheidend ist, Belastungsspitzen zu vermeiden und das Training so zu gestalten, dass der Puls und der Blutdruck konstant im empfohlenen Bereich bleiben. Regelmäßige Pausen, eine gute Aufwärmphase und eine bewusste Steuerung der Trainingsintensität sind wichtige Bestandteile eines sicheren Bewegungsprogramms.
Einschränkungen bei einem bestimmten Aneurysma-Durchmesser
Welche Aktivitäten konkret erlaubt oder verboten sind, hängt maßgeblich vom Durchmesser des Aneurysmas ab. Eine Rücksprache mit den behandelnden Gefäßchirurgen wie am Diakonie Klinikum Siegen Jung-Stilling ist ratsam. Bis zu einer Aortenweite von 4,0 Zentimetern gelten bei ansonsten gesunden Sportlern meist keine gravierenden Einschränkungen, sofern keine anderen Risikofaktoren vorliegen. Sobald der Durchmesser jedoch 4,0 bis 4,5 Zentimeter erreicht, wird empfohlen, sich auf mittlere statische und dynamische Belastungen zu beschränken und Kontaktsportarten strikt zu meiden.
Bei einer Aortenweite von mehr als 4,5 Zentimetern sind nur noch leichte Ausdaueraktivitäten erlaubt, die keine plötzlichen Blutdruckspitzen hervorrufen. Das bedeutet konkret: Aktivitäten wie Radfahren im flachen Gelände, langsames Schwimmen oder kontrolliertes Gehen sollten den Alltag prägen, während alle intensiven Sportarten unterbleiben müssen. Bei Patienten mit genetischen Erkrankungen wie dem Marfan- oder Loeys-Dietz-Syndrom gelten noch strengere Grenzwerte. Hier sollte bereits ab einem Durchmesser von 4,2 Zentimetern eine Operation in Erwägung gezogen werden, vor allem wenn zugleich ein Kinderwunsch besteht.
Eine Aortenektasie, die als Vorstufe eines Aneurysmas gelten kann, wird ebenfalls streng überwacht. Auch hier sollte die körperliche Aktivität angepasst werden, um einem Fortschreiten der Gefäßveränderung entgegenzuwirken.
Dr. med. Ahmed Koshty, Chefarzt der Gefäßchirurgie am Diakonie Klinikum Jung-Stilling: „Das Management eines Aneurysmas ascendens erfordert eine enge Zusammenarbeit zwischen Kardiologen, Gefäßchirurgen und Sportmedizinern. Mit individuell angepassten Trainingsprogrammen und regelmäßiger ärztlicher Kontrolle lassen sich viele Risiken reduzieren, ohne auf die positiven Effekte moderater Bewegung verzichten zu müssen. Auf das individuell richtige Maß kommt es dabei entscheidend an.
Infobox: Sport nach Operation eines Aortenaneurysmas
-
- Nach einer operativen Versorgung eines Aneurysmas der Aorta ascendens ist körperliche Aktivität weiterhin wichtig – allerdings unter klaren Voraussetzungen. In der Regel sollte erst nach vollständiger Heilung der Operationsnähte und einer ärztlichen Freigabe mit Bewegung begonnen werden. Dies dauert meist etwa drei bis sechs Monate.
- Empfohlen werden danach vor allem aerobe Ausdaueraktivitäten in niedriger bis moderater Intensität, wie etwa Gehen, leichtes Radfahren oder Schwimmen. Krafttraining sollte nur sehr kontrolliert und ohne schweres Heben erfolgen. Intensive, isometrische Belastungen sowie Wettkampfsport bleiben langfristig tabu.
- Regelmäßige ärztliche Kontrollen, inklusive Echokardiographie, sind essenziell, um Veränderungen der Aorta frühzeitig zu erkennen. Eine individuell angepasste, dauerhaft blutdrucksenkende Therapie und ein bewusster Lebensstil mit Verzicht auf Rauchen und exzessive Belastungen können maßgeblich zur langfristigen Stabilität der Aorta beitragen.
-