Aorta Klinik / Erkrankungen an der Halsschlagader

Patienteninformation zur Carotisstenose; A. carotis interna-Stenose

Die Einengung der Halsschlagader nennt man Carotisstenose. Sie entsteht, ebenso wie die periphere arterielle Verschlusskrankheit, häufig durch eine Arterienverkalkung (Arteriosklerose) und stellt eine der führenden Ursachen für einen ischämischen Schlaganfall (Apoplex) dar. Hierbei kommt es, bedingt durch die Einengung oder den Verschluss der Halsschlagader, zu einer Minderversorgung des Gehirns mit Blut und Sauerstoff.

 

Anatomie und Funktion der Halsschlagader

Die Halsschlagader (Arteria carotis) spielt eine zentrale Rolle in der Blutversorgung des Kopfes und des Gehirns. Unterhalb des Unterkiefers teilt sich die vordere Halsschlagader in zwei Hauptäste: die innere Halsschlagader (Arteria carotis interna) und die äußere Halsschlagader (Arteria carotis externa). Die innere Halsschlagader ist für die Versorgung des Gehirns mit sauerstoffreichem Blut verantwortlich. Die äußere Halsschlagader versorgt die Weichteile des Halses und Teile des Gesichtes mit Blut. Obwohl sie nicht direkt für die Gehirnversorgung zuständig ist, trägt sie dennoch wesentlich zur Versorgung von Strukturen bei, die für die allgemeine Gesundheit und Funktionalität des Kopf- und Halsbereichs wichtig sind.

Schlaganfall vorbeugen
Carotis
Bild: © Henrike / Fotolia

Lokalisation und Schwere der Stenosen an der Halsschlagader

Die meisten Verengungen (Stenosen) treten im Bereich des Abgangs der Arteria carotis interna oder der hinteren Halsschlagader (Arteria vertebralis) auf. Eine Verengung von mindestens 70 Prozent wird als „hochgradige“ Stenose bezeichnet und erfordert eine genaue diagnostische Abklärung sowie eine individuelle Therapieplanung. Hochgradige Stenosen stellen ein hohes Risiko für ischämische Schlaganfälle durch verminderte oder fehlende Durchblutung dar, da sie die Blutversorgung des Gehirns erheblich beeinträchtigen können.

 

Ursachen und Entwicklung der Carotisstenose

Vorboten oder Warnzeichen für einen Schlaganfall können beispielsweise das plötzliche Auftreten von Seh- oder Sprachstörungen, Störungen im Bewegungsablauf oder Schwindelattacken sein. Diese Beschwerden sind oft nur von kurzer Dauer, dennoch ist es äußerst wichtig, frühzeitig einen Arzt aufzusuchen

Die Hauptursache einer Carotisstenose ist die Arteriosklerose. Dabei kommt es zu einer Plaquebildung, die aus Ablagerungen von Blutfetten, Blutgerinnseln und Kalkschollen besteht und die Gefäßwände verengt.

Zwei Mechanismen können im Bereich der Halsschlagader einen Schlaganfall verursachen:

  1. Frische Blutgerinnsel an der Oberfläche der Plaque oder aufgebrochene Plaqueanteile können mit dem Blutstrom ins Gehirn gespült werden. Dies kann auch den Blutkreislauf des Auges betreffen und zu einer vorübergehenden Erblindung (Amaurosis fugax) führen.
  2. Seltener führt die Verengung der Halsschlagader direkt zu einer Mangelversorgung des Gehirns, besonders bei Patienten mit unzureichenden Umgehungskreisläufen.

Symptome und Warnzeichen

Die Symptome einer Carotisstenose sind vielfältig und können von vorübergehender Kraft- und Gefühllosigkeit in Armen, Beinen oder im Gesicht bis hin zu Wortfindungsstörungen reichen. Ein typisches Zeichen ist ein „hängender Mundwinkel“. Bei Lähmungen ist immer die Körperhälfte betroffen, die der verengten Halsschlagader gegenüberliegt. Die Symptome können nur wenige Minuten (Transitorische ischämische Attacke, TIA) anhalten oder zu dauerhaften Schäden führen. Ein Gerinnsel im Augenkreislauf kann zu vorübergehender Erblindung auf der betroffenen Seite führen.

Asymptomatische Stenosen, also Verengungen ohne Symptome, sollten ab einem Stenosegrad von etwa 70–80 Prozent behandelt werden, um das Schlaganfallrisiko zu senken. Bei symptomatischen Patienten wird bereits ab einem Stenosegrad von 50 Prozent eine rasche Therapie empfohlen, meist in Form einer Operation, um einen definitiven Schlaganfall zu verhindern. Eine umgehende medizinische Abklärung ist in jedem Fall notwendig.

 

Diagnostische Verfahren und deren Bedeutung

Treten Symptome auf, die im Zusammenhang mit einer Carotisstenose stehen können, sollten Betroffene die Ursache mittels Ultraschalluntersuchung (Duplexsonographie) der Halsschlagader abklären zu lassen. Eine Carotisstenose kann jedoch auch als Zufallsbefund, z.B. im Rahmen einer Routineuntersuchung beim Kardiologen oder Angiologen, auffallen. Auch dann sollte zur weiterführenden Diagnostik eine Duplexsonographie beim Spezialisten (Facharzt für Gefäßchirurgie, Angiologie oder Neurologie) durchgeführt werden. Zeigt sich eine hochgradige Einengung der Halsschlagader, erfolgt zur genauen Therapieplanung eine Gefäßdarstellung mittels Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT).

Der Goldstandard in der Diagnostik der Halsschlagaderverengung ist die Doppler- und Duplex-Sonographie. Nach den Kriterien der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin e.V. (DEGUM) wird der Stenosegrad in der Halsschlagader bestimmt. Dabei wird unter anderem die Blutflussbeschleunigung im Bereich vor, hinter und in der Stenose gemessen und der Stenosegrad in Prozent ermittelt. Dieses Verfahren wird auch zur Verlaufskontrolle bei Patienten eingesetzt, die noch keine Indikation zur invasiven Therapie haben, sowie nach einer Operation oder einem Stenting, um Veränderungen frühzeitig zu erkennen.

Bei Verdacht auf eine hochgradige Stenose im Ultraschall wird eine Magnet-Resonanz-Angiographie (MRA) oder eine Computertomographie mit Kontrastmittelgabe (CTA) durchgeführt. Beide Modalitäten liefern zusätzliche Informationen über den Abgangsbereich der Halsschlagadern aus der Aorta und den Kollateralblutfluss im Gehirn. Die Beurteilung des Hirngewebes liefert wichtige Zusatzinformationen zur Planung der weiteren Behandlung.

Therapieoptionen der Carotisstenose im Detail

Im frühen Stadium der Arteriosklerose führt die Erkrankung noch nicht zu einer Einengung (Stenose) der Halsschlagader, daher sind regelmäßige Ultraschallkontrollen ausreichend. Ziel der Therapie in diesem Stadium ist es, die Progression der Arteriosklerose im gesamten Körper, einschließlich der Herzkranzgefäße, zu verhindern oder zu verlangsamen. Eine Anpassung des Lebensstils ist essenziell: viel Bewegung, Reduktion tierischer Fette und ballaststoffreiche Kost, wenig Alkohol. Es ist absolut notwendig, das Rauchen vollständig aufzugeben, da auch geringer Nikotinkonsum die Arteriosklerose fördert. Die Pharmakotherapie in der Primärprophylaxe zielt darauf ab, die Risikofaktoren der Arteriosklerose zu kontrollieren.

Die zweite Säule der konservativen Therapie ist die lebenslange Einnahme von Thrombozytenfunktionshemmern, beispielsweise Aspirin (ASS 100 mg täglich). Zusätzlich muss der Blutdruck im Normbereich liegen und ein etwaiger Diabetes mellitus durch Anpassung der Lebensgewohnheiten oder medikamentös behandelt werden. Sollte die Arteriosklerose in der Halsschlagader zunehmen, muss eine Intensivierung der medikamentösen Therapie in Erwägung gezogen werden.

Schreitet die Erkrankung weiter fort, werden die erhobenen Befunde nach Abschluss aller Untersuchungen mit der Patientin / dem Patienten besprochen und die Therapie geplant. Es gibt dann zwei Therapieformen, die operative Therapie und die endovaskuläre Therapie mittels Stent. Laut aktueller Studienlage ist die klassische Operation der Stenttherapie überlegen. Dennoch werden beide OP-Methoden in der Gefäßchirurgie am Diakonie Klinikum Jung-Stilling angeboten. Die Therapieplanung ist stets individuell, je nach Ausdehnung der Erkrankung. Die Therapie mittels Stent erfolgt über eine Punktion der Leistenschlagader. Bei der operativen Behandlung wird die erkrankte Arterie über einem kleinen Schnitt am Hals eröffnet. Anschließend werden die einengenden Ablagerungen aus dem Blutgefäß entfernt (Thrombendarteriektomie).

 

Nach Verschluss der Arteria carotis mit einem kleinen „Flicken/Streifen“ (Patchplastik) wird zur direkten Kontrolle noch im OP-Saal eine Gefäßdarstellung unter Röntgendurchleuchtung durchgeführt. Die Hirndurchblutung wird während der gesamten Operation kontinuierlich durch die Kollegen der Anästhesie überwacht. Gegebenenfalls ist bei beidseitiger Carotisstenose die Einlage eines kleinen Röhrchens (Shunt) zur Aufrechterhaltung des Blutzufluss zum Gehirn während des Eingriffs notwendig.

 

Postoperative Pflege und Nachsorge

Nach der Operation beträgt der weitere stationäre Aufenthalt im Krankenhaus bei komplikationslosem Verlauf etwa fünf bis sieben Tage. Vor der Entlassung wird eine abschließende Ultraschalluntersuchung der Halsschlagader, sowie eine Untersuchung durch einen Facharzt für Neurologie, durchgeführt.

 

Nach der Entlassung aus der stationären Behandlung erhalten alle Patienten einen ambulanten Kontrolltermin in unserer Sprechstunde. Nach der Operation und entsprechender Erholungsphase können die Patienten sich uneingeschränkt belasten. Die unterstützende medikamentöse Behandlung mit ASS und einem Statin muss dauerhaft weitergeführt werden. Blutdruck, Diabetes und Cholesterin sollten regelmäßig vom Haus- oder Facharzt kontrolliert und optimal eingestellt werden.

Bei konservativer Therapie werden die Kontrollintervalle individuell festgelegt. Die Rate an erneuten hochgradigen Verengungen (Rezidivstenosen) liegt nach einer Carotis-OP bei ein bis zwei Prozent pro Jahr, nach Carotis-Stent bei drei bis fünf Prozent pro Jahr. Eine erneute Behandlung ist selten notwendig, da über 90 Prozent der Rezidivstenosen asymptomatisch sind. Sollte eine erneute Therapie erforderlich sein, wird individuell entschieden, ob ein Katheterverfahren oder eine erneute Operation durchgeführt wird.

Risikofaktoren und Prävention von Erkrankungen der Halsschlagader

Risikofaktoren sind u.a. das Rauchen, Bluthochdruck, Übergewicht (Adipositas), erhöhte Blutfettwerte oder die Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) und das männliche Geschlecht. Ein gesunder Blutdruck ist entscheidend. Falls Bluthochdruck vorliegt, sollte dieser ausreichend behandelt werden. Erhöhte Blutfette und Blutzuckerwerte sollten regelmäßige kontrolliert und bei Bedarf durch den Hausarzt therapiert werden.

Von großer Bedeutung ist der Nikotinkonsum. Raucher sollten einen Rauchstopp anstreben. Das Vermeiden von Übergewicht und der Abbau überschüssiger Kilos sind ebenfalls wichtig. Regelmäßige körperliche Aktivität, insbesondere Ausdauersportarten wie Radfahren, Schwimmen oder Wandern, wird empfohlen. Eine Ernährung reich an frischem Obst, Gemüse und Vollkornprodukten mit gesunden Ballaststoffen ist vorteilhaft. Zur Prävention gehört auch die Früherkennung. Verengungen werden oft zufällig bei Routineuntersuchungen entdeckt.

Prognose bei Carotisstenose

Die Prognose und der Verlauf der Carotisstenose sind individuell unterschiedlich. Wenn sie rechtzeitig erkannt wird, ist die Behandlung meist erfolgreich und die Prognose günstig. Eine bereits zum Schlaganfall führende Verengung kann jedoch schwere Behinderungen verursachen, die den Alltag und die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Durch die Kontrolle der Risikofaktoren und die Einhaltung präventiver Maßnahmen lässt sich das Risiko einer Carotisstenose signifikant reduzieren.

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