Wann ein Aortenaneurysma operiert werden sollte, hängt von individuellen Faktoren ab
Wer ein Aortenaneurysma hat, sollte es regelmäßig ärztlich kontrollieren lassen. Dadurch lässt sich rechtzeitig feststellen, wann eine operative oder endovaskuläre Versorgung des Aneurysmas notwendig ist. Ein Aneurysma, das sehr groß ist oder schnell wächst, sollte behandelt werden, um die Gefahr einer lebensgefährlichen Aortenruptur zu bannen. Die Grenzwerte, ab denen zu einer Versorgung geraten wird, hängen ab vom Ort des Aneurysmas und unterscheiden sich teilweise zwischen Männern und Frauen.
Aortenaneurysma (know simple)
Was ist ein Aortenaneurysma?
- Ein Aortenaneurysma ist eine sackförmige Erweiterung der Gefäßwände der Aorta, der Hauptschlagader des menschlichen Körpers.
- Häufig haben Betroffene keine Beschwerden, weshalb viele Aortenaneurysmen zufällig bei Ultraschalluntersuchungen oder einer Computertomographie entdeckt werden.
- Symptome wie Schmerzen oder Atemnot können dennoch auftreten und hängen davon ab, wo das Aneurysma an der Aorta liegt, also im Bauch- oder Brustraum.
- 40 von 100.000 Einwohnern sind jährlich betroffen.
- Männer haben ein fünfmal höheres Risiko als Frauen, ein Aortenaneurysma zu entwickeln.
- Wird das Aortenaneurysma frühzeitig entdeckt, ist die Prognose mittlerweile gut. Die Therapie zielt drauf ab, eine Ruptur des Aneurysmas, also ein Einreißen der Gefäßwände bzw. eine Dissektion, also einen Einriss mit Einblutung zwischen die Wandschichten der Aorta, zu verhindern. Aus diesem Grund sind regelmäßige Kontrollen wichtig.
- Eine Operation des Aortenaneurysmas erfolgt in Abhängigkeit von seiner Lage und Größe sowie vom Gesamtzustand der betroffenen Patienten.
Welche Ursachen führen zur Entstehung eines Aortenaneurysmas?
Wie alle Gefäße im menschlichen Körper ist auch die Aorta mit zunehmendem Alter von Verschleiß betroffen. Dabei spielt zudem der individuelle Lebensstil eine Rolle. In Verbindung z.B. mit Arteriosklerose, umgangssprachlich als Gefäßverkalkung bezeichnet, und Bluthochdruck (Hypertonie) kann sich an der Aorta ein Aneurysma entwickeln. Neben Bluthochdruck und Arterienverkalkung können erworbene oder erbliche Erkrankungen wie Bindegewebserkrankungen und Gewebeschwächen wie das Marfan-Syndrom oder das Ehlers-Danlos-Syndrom, bakterielle Infekte oder Pilzinfektionen Ursache für die Entstehung eines Aortenaneurysmas sein.
Welche Rolle spielt die Anatomie der Aorta bei der Entstehung eines Aortenaneurysmas?
Die Aorta hat eine Gefäßwand, die aus mehreren Schichten besteht: die Intima als die innere, die Media als die mittlere und die Adventitia als die äußere Gefäßwand. Anatomisch ist die Aorta damit auf einen hohen Blutfluss unter einem hohen Blutdruck ausgerichtet. Durch Verschleiß, höheres Alter und bestimmte Risikofaktoren kann es zu Gewebeschwächen oder Einrissen der Innenschicht der Aorta kommen. Die Gefäßwände können sich weiten oder ausleiern. Die Folge sind Unregelmäßigkeiten in der Gefäßwandoberfläche, die durch erhöhten Blutdruck zu Ausbuchtungen und letztlich zu einem Aneurysma führen können.
Welche Symptome erzeugt ein Aortenaneurysma?
Häufig bleiben Aneurysmen symptomfrei und fallen durch Zufall bei Ultraschalluntersuchungen oder Computertomographien wegen anderer Beschwerden auf. Symptome hängen von der Lage des Aneurysmas ab, außerdem davon, ob es bereits rupturiert ist oder nicht.
Symptome eines Aortenaneurysmas im Brustbereich
Ein thorakales Aortenaneurysma, also ein Aneurysma an der Aorta im Brustbereich, kann Schmerzen in der Brust, Husten, Heiserkeit oder Atemnot sowie auffällige Atemgeräusch erzeugen, wenn das Aneurysma die Atemwege verengt. Medizinisch ist dann von Stridor die Rede. Im Falle einer Ruptur treten starke, plötzliche Brustschmerzen auf, ähnlich wie bei einem Herzinfarkt.
Symptome eines Aortenaneurysmas im Bauchraum
Ein Aortenaneurysma im Bauchraum kann zu Schmerzen im Unterbauch oder im Rücken mit Ausstrahlung in die Beine führen. Zudem können Strukturen im Bauch auftreten, die zeitgleich mit dem Puls tastbar sind. Auch Verdauungsbeschwerden können im Zusammenhang mit einem Aortenaneurysma stehen. Ist das Aneurysma rupturiert, entstehen starke Schmerzen in Rücken und Bauch, häufig in Verbindung mit Übelkeit und Erbrechen.
Sowohl beim Aortenaneurysma im Brustbereich als auch im Bauchraum besteht die größte Gefahr in einer Ruptur bzw. einer Dissektion. Deshalb legen Gefäßchirurgen wie das Team rund um Chefarzt Dr. med. Ahmed Koshty am Diakonie Klinikum Jung-Stilling in Siegen großen Wert auf die Kontrolle eines bereits diagnostizierten Aneurysmas. Denn ab einem bestimmten Durchmesser bzw. einer hohen Wachstumsgeschwindigkeit ist es ratsam, das Aneurysma operativ zu versorgen.
Aortenaneurysma Grenzwerte: Ab welcher Größe wird ein Aneurysma operiert?
Die Dringlichkeit der Versorgung eines Aortenaneurysmas hängt generell davon ab, ob das Aneurysma asymptomatisch, symptomatisch oder rupturiert ist. Ein rupturiertes Aneurysma muss sofort notfallmäßig behandelt werden. Ein symptomatisches Aneurysma ist dringlich. Bei asymptomatischen Befunden, wie sie bei den meisten Patienten vorkommen, wird je nach Größe und Wachstumsgeschwindigkeit eine elektive Versorgung angeraten. Bei der elektiven Versorgung gibt es die Option einer offen-chirurgischen Therapie, bei der eine Prothese an die Stelle des Aneurysmas eingesetzt wird. Als Alternative bietet sich die heute häufig angewandte endovaskuläre Aortenreparatur (EVAR) an, bei der eine Prothese mittels Katheter über das Gefäßsystem platziert wird. Unter der Leitung von Dr. med. Ahmed Koshty, Chefarzt der Gefäßchirurgie des Diakonie Klinikums Jung-Stilling in Siegen, wurde hierfür ein Universalstent entwickelt, der jedem Patienten eine rasche Versorgung ohne lange Wartezeiten auf einen anatomisch angepassten Stent ermöglicht.
Bei welchen Messwerten muss ein Aortenaneurysma elektiv behandelt werden?
Wenn ein abdominales Aortenaneurysma größer ist als 5,5 Zentimeter bei Männern bzw. 5 Zentimeter bei Frauen, wird zu einer Operation oder EVAR geraten. Auch eine Wachstumsgeschwindigkeit von mehr als einem Zentimeter pro Jahr erhöht die Rupturgefahr deutlich. Bei einem thorakalen Aortenaneurysma wird eine Intervention ab einem Durchmesser von 5,5 Zentimetern oder einer Größenzunahme von mehr als 0,5 Zentimetern pro Jahr empfohlen. Liegen spezielle Risikofaktoren wie ein Marfan-Syndrom oder eine bikuspide Aortenklappe vor, wird die Versorgung eines thorakalen Aneurysmas bereits bei niedrigeren Werten angeraten.