Aneurysma / Lexikon

Aortenektasie: Ursachen, Symptome und Behandlung

Als Aortenektasie wird eine Erweiterung der Hauptschlagader (Aorta) über die für Alter, Geschlecht und Körpergröße normalen Maße hinaus bezeichnet. Häufig betrifft diese Veränderung die Bauchaorta (Aorta ascendens) unterhalb der Nierenschlagadern. Sie kann aber auch andere Abschnitte der gesamten Aorta – einschließlich der auf- und absteigenden Aorta im Brustbereich (Thorakale Aorta) einschließen. Auch wenn eine Ektasie lange symptomlos bleiben kann, steigt mit zunehmendem Durchmesser das Risiko lebensbedrohlicher Komplikationen wie einer Aortendissektion oder einer Ruptur. Umso wichtiger ist die regelmäßige Überwachung des Aortendurchmessers – sofern eine Aortenektasie diagnostiziert wurde. Denn wie bei einem Aortenaneurysma ist auch die Aortenektasie häufig ein Zufallsbefund, denn meist bleiben sie asymptomatisch.

Ektasie der Aorta ascendens: Definition, Ursachen und Risiken

Eine Ektasie der Aorta ascendens liegt definitionsgemäß vor, wenn der Durchmesser der Aorta auf Höhe des aufsteigenden Abschnitts mehr als 3,6 Zentimeter beträgt. Bis zu diesem Wert gelten die Weiten noch als normal, wobei Männer aufgrund ihrer Körpergröße tendenziell größere Aortendurchmesser aufweisen als Frauen. Kommt es zu einer weiteren Erweiterung über 4,0 Zentimeter, spricht man von einem Aneurysma, das im Vergleich zur Ektasie ein noch höheres Risiko für Komplikationen birgt.

Die Ursachen für eine Aortenektasie können vielfältig sein. Besonders häufig tritt sie in Verbindung mit arteriellem Bluthochdruck auf, der die Gefäßwand durch konstant hohen Druck schwächt. Auch angeborene Herzfehler wie eine bikuspide Aortenklappe, genetische Syndrome wie Marfan-, Loeys-Dietz- oder Ehlers-Danlos-Syndrom oder entzündliche Erkrankungen können eine Ektasie begünstigen. In der allgemeinen Bevölkerung liegt die Prävalenz von thorakalen Aneurysmen bei etwa 0,5 bis 1 Prozent, wobei die Zahl der unentdeckten Ektasien noch höher sein dürfte.

Das Hauptrisiko einer Aortenektasie: Mit zunehmender Weite steigt auch die Wandspannung der Aorta. Nach dem Laplace-Gesetz begünstigt eine größere Weite die Gefahr einer Dissektion, also einer Aufspaltung der Aortenwand, was innerhalb kurzer in eine lebensbedrohliche Situation münden kann. Studien zeigen, dass insbesondere der Quotient aus Aortendurchmesser und Körperoberfläche ein guter Indikator für das Risiko einer Dissektion ist: Ab einem Wert von 4,25 cm/m² steigt das Risiko erheblich.

Symptome und Diagnose der Aortenektasie

Wie oben erwähnt bleibt eine Ektasie in den meisten Fällen zunächst symptomlos und wird eher zufällig im Rahmen bildgebender Verfahren entdeckt. Wenn Beschwerden auftreten, äußern sie sich unspezifisch. Druck auf benachbarte Strukturen kann zu Atemnot (Dyspnoe), Schluckstörungen (Dysphagie) oder Schwellungen im Bereich der oberen Körperhälfte führen, wenn zum Beispiel große Venen wie die Vena cava betroffen sind. Schmerzen in Brust oder Rücken können, insbesondere bei schneller Größenzunahme oder Dissektion, ebenfalls auftreten.

Wie lässt sich eine Aortenektasie diagnostizieren? Im Akutfall, etwa bei Verdacht auf eine Dissektion oder Aneurysma, kommt häufig eine Computertomographie (CT) oder eine transösophageale Echokardiographie (TEE) zum Einsatz, da sie schnelle und präzise Ergebnisse liefern. Für die Verlaufskontrolle werden Methoden wie die transthorakale Echokardiographie (TTE) oder eine Kernspintomographie (MRT) eingesetzt. Gerade bei Patienten mit genetischen Risikofaktoren wie dem Marfan-Syndrom wird eine jährliche Kontrolle der Aortenweite empfohlen.

Behandlung und körperliche Aktivität

Die Therapie der Aortenektasie richtet sich

  • nach dem Durchmesser der Aorta,
  • der Wachstumsrate und
  • den zugrundeliegenden Risikofaktoren.

Bis zu einem Durchmesser von etwa 4,0 Zentimetern ist bei ansonsten unauffälligen Patienten keine spezifische Therapie erforderlich, jedoch sollten regelmäßige Kontrollen erfolgen. Ab einem Durchmesser von 5,5 Zentimetern oder bei genetisch bedingten Erkrankungen wird bereits ab 4,2 Zentimetern eine prophylaktische Operation empfohlen, um einer Dissektion oder Ruptur zuvorzukommen. Auch bei einer jährlichen Größenzunahme von mehr als 0,5 Zentimetern sollte über ein operatives Vorgehen nachgedacht werden. Die Entscheidung für oder gegen eine Operation treffen die Gefäßchirurgen rund um Chefarzt Dr. med. Ahmed Koshty am Diakonie Klinikum Jung-Stilling in Absprache mit einem interdisziplinären Team und mit dem Patienten.

Ein wichtiger Bestandteil der konservativen Behandlung ist die strikte Kontrolle des Blutdrucks, um die Belastung der Aortenwand zu minimieren. Ideal sind niedrigere Blutdruckwerte, die von den Patienten gut vertragen werden. Bewegung und Sport haben in diesem Zusammenhang eine doppelte Bedeutung. Einerseits hilft regelmäßige körperliche Aktivität dabei, Risikofaktoren wie einen vorhandenen Bluthochdruck zu senken. Andererseits müssen bestimmte Belastungen vermieden werden. Aerobes Ausdauertraining, bei dem Herzfrequenz und Blutdruck moderat steigen, wird empfohlen. Isometrisches Krafttraining, das plötzliche hohe Blutdruckspitzen verursacht, sollte dagegen vermieden werden.

Für Sportler gelten je nach Ausmaß der Aortenektasie spezielle Empfehlungen. Bei einer Aortenweite zwischen 4,0 und 4,5 Zentimetern sind moderate dynamische Belastungen ohne Kontaktrisiko erlaubt. Überschreitet die Weite 4,5 Zentimeter, sind nur noch niedrigintensive Aktivitäten ratsam. Personen mit genetisch bedingten Bindegewebserkrankungen wie dem Marfan-Syndrom sollten generell nur leichte körperliche Belastungen durchführen.

Prognose bei Aortenektasie

Die Aortenektasie ist eine stille, aber potenziell gefährliche Veränderung, die meist lange unentdeckt bleibt. Durch gezielte Diagnostik, eine konsequente Kontrolle der Risikofaktoren und angepasstes Verhalten im Alltag können jedoch schwerwiegende Komplikationen weitgehend vermieden werden.